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Stadtapotheke Wiesloch als Zielpunkt: Der von den Auszubildenden im Mercedes-Benz Werk Sindelfingen gebaute F-CELL Roadster hat am vergangenen Wochenende einen Abschnitt der historischen Bertha Benz Route absolviert. Vom Startpunkt in Mannheim fuhr das Fahrzeug mit Brennstoffzellenantrieb über Ladenburg und Heidelberg. Symbolischer Zieleinlauf war die Stadtapotheke Wiesloch, wo Bertha Benz auf der ersten Fernfahrt der Automobilgeschichte 1888 einen Tankstopp einlegte.
„Diese Fahrt des F-CELL Roadster steht sinnbildlich für den derzeitigen Wandel im Automobilbau“, so Dr. Thomas Weber, Mitglied des Vorstands der Daimler AG, verantwortlich für Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars Entwicklung. „Damals konnte Bertha Benz das notwendige Benzin noch nicht an der Tankstelle kaufen. Für eine emissionsfreie Mobilität sind wir ebenso auf eine flächendeckende Versorgung mit den Treibstoffen der Zukunft angewiesen – Strom und Wasserstoff. Aber so wenig, wie sich Bertha Benz damals von diesen Widrigkeiten hat abschrecken lassen, so entschlossen sind wir heute, diesen Technologien konsequent zum Durchbruch zu verhelfen.“ Noch in diesem Jahr beginnt das Unternehmen mit der Kleinserienproduktion der B-Klasse mit Brennstoffzellenantrieb. Darüber hinaus laufen Ende 2009 die ersten smart fortwo electric drive vom Band, die Anfang nächsten Jahres ihren Dienst im Projekt „e-mobility Berlin“ aufnehmen werden.
Der F-CELL Roadster
Rund ein Jahr lang arbeiteten insgesamt mehr als 150 Auszubildende und Dual Studierende an der Konzeption, Entwicklung, Montage und Fertigstellung des F- CELL Roadster. Dabei waren Nachwuchskräfte aus den Bereichen Kraftfahrzeugmechatronik, Modellbau, Elektronik, Beschichtungstechnik und Fertigungsmechanik sowie Produktdesign und Fahrzeuginnenausstattung beteiligt. Vorrangiges Ziel des Projektes war es, das Thema alternative Antriebe praxisnah in die Ausbildung zu integrieren.
Das Fahrzeug verbindet neueste Technologien auf einzigartige Weise mit der Historie des Automobilbaus. In Anlehnung an den Benz-Patent Motorwagen von 1886 ist das Fahrzeug mit großen Speichenrädern ausgestattet.
Darüber hinaus finden sich am F-CELL Roadster Stilelemente aus den unterschiedlichsten Fahrzeugepochen. Dazu gehören die Carbonsitzschalen mit handgenähtem Lederbezug ebenso wie die markante, nach dem Vorbild der Formel-1 Boliden gestaltete Frontpartie aus Glasfaser.
Gesteuert wird das Fahrzeug mittels Drive-by-wire Technologie, das herkömmliche Lenkrad wird dabei durch einen Joystick ersetzt. Für den Antrieb sorgt das emissionsfreie Brennstoffzellensystem im Heck. Mit einer Leistung von 1,2 kW erreicht der F-CELL Roadster eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h und ermöglicht eine Reichweite von bis zu 350 km.
Erste Fernfahrt in der Automobilgeschichte
Im August 1888 fährt Bertha Benz mit dem von ihrem Mann Carl Benz konstruierten Patent-Motorwagen zusammen mit ihren beiden Söhnen von Mannheim nach Pforzheim. Wenige Tage später geht es zurück nach Mannheim. Diese erste Fernfahrt in der Geschichte des Automobils gilt als Pioniertat. Sie verläuft weitgehend problemlos: Unterwegs gibt es nur kleinere technische Probleme, die alle gelöst werden können. Sorge bereitet allerdings der Vorrat an „Ligroin“, wie das Benzin seinerzeit heißt, denn die im Vergaser mitgeführten 4,5 Liter – einen Tank gibt es noch nicht – gehen bedenklich zur Neige. Ligroin gibt es damals in Apotheken. In Wiesloch kann die Stadt-Apotheke helfen, die übrigens noch heute existiert und darauf hinweist, erste Tankstelle der Welt gewesen zu sein.
Eine Brennstoffzelle besteht aus Elektroden, die durch eine Membran oder Elektrolyt (Ionenleiter) voneinander getrennt sind.
Die Elektrodenplatten/Bipolarplatten bestehen meist aus Metall oder Kohlenstoffnanoröhren. Sie sind mit einem Katalysator beschichtet, zum Beispiel mit Platin oder mit Palladium. Als Elektrolyten können beispielsweise gelöste Laugen oder Säuren, Alkalicarbonatschmelzen, Keramiken oder Membranen dienen.
Die Energie liefert eine Reaktion von Sauerstoff mit dem Brennstoff, der Wasserstoff sein kann, jedoch ebenso aus organischen Verbindungen wie z.B. Methan und Methanol bestehen kann. Beide Reaktionspartner werden über die Elektroden kontinuierlich zugeführt. Die gelieferte Spannung liegt theoretisch bei 1,23 Volt für die Wasserstoff-Sauerstoff-Zelle bei einer Temperatur von 25 °C. In der Praxis werden jedoch nur Spannungen von 0,5 bis 1 V (experimentell auch darüber) erreicht. Die Spannung ist vom Brennstoff, von der Qualität der Zelle und von der Temperatur abhängig. Um eine höhere Spannung zu erhalten, werden mehrere Zellen zu einem Stack (engl. für 'Stapel') in Reihe geschaltet. Unter Last bewirken die chemischen und elektrischen Prozesse ein Absinken der Spannung (nicht bei der Hochtemperatur-Schmelzkarbonatbrennstoffzelle, MCFC).
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